Mica-Review von “La justice, les filles et l’éternité”

Das erste Review von “La justice, les filles et l’éternité”

Hypnotic Zone – La justice, les filles et l´èternitè
Bei Hypnotic Zone handelt es sich um ein Musikprojekt, in dem die Eigenwilligkeit von den Beteiligten quasi zur Prämisse des musikalischen Werkens erhoben wird. Sich nicht an den gängigen traditionellen Definitionsmustern orientierend, unternehmen Villy Paraskevopoulos (Piano), Stefan Thaler (Kontrabass) und Niki Dolp (Schlagzeug) schlicht den Versuch, sich über das Experiment ihre ganz eigene klangliche Nische zu entwerfen. Mehr schräg, denn harmonisch, mehr dissonant, denn melodiös, erwachsen die Stücke dennoch, wie auch auf dem soeben erschienenen Erstlingswerk „La justice, les filles et l´èternitè“ (Listen Closely) zu hören ist, fern von aller Kopflastigkeit zu vielschichtigen Hörerlebnissen, die auch nach mehreren Durchläufen, immer noch neue Geheimnisse offenbaren. Präsentiert wird die CD am 8. Dezember im Wiener Miles Smiles.

Was soll man über ein Album schreiben, welches sich musikalisch so sehr von allen traditionellen Mustern wegbewegt, wie man es wirklich nur selten zu Gehör bekommt, das fast alles, was sonst so unter dem Begriff Jazz läuft, auf den Kopf stellt und neu interpretiert. Und das nicht in Form irgendwelcher virtuosen und ausufernden Spielerein, sondern, ganz im Gegenteil, in aller Dezentheit und Zurückhaltung. Villy Paraskevopoulos, Stefan Thaler und Niki Dolp entheben die klassische Piano/Bass/Schlagzeug Jazzbesetzung ihrem ursprünglichen Soundkontext und führen sie einer sehr eigenwilligen, ja fast schon avantgardistisch anmutenden Klanginterpretation zu.

Als hätten das Trio den Spruch „weniger ist mehr“ zu seinem übergeordneten Motto erhoben, wandeln die drei Musiker auf einem Pfad, der eigentlich mehr in den Details und Nuancen, denn wirklich hörbar durch die verschiedensten Spielformen des Jazz und über diese hinaus führt. Was hier regiert, ist das Verständnis dafür, dass eben nicht alles in Stein gemeißelt sein muss, dass man sich des Korsetts des vermeintlich Festgeschriebenen einfach entledigen muss, um sich wirklich für neue und eigenwillige Ansätze zu öffnen.

Vielmehr als sich in irgendeinem musikalischen Wettstreit zu üben, rückt das Dreiergespann den Gesamtklang in den Vordergrund, der in diesem Fall experimenteller und schrägerer Note fast schon hypnotisch wirkende Züge annimmt. Zwischen leichten verspielten Jazzanleihen und stimmungsvollen elektroakustischen Versuchen formen sich Villy Paraskevopoulos, Stefan Thaler und Niki Dolp Stücke, die ihren Reiz besonders aus ihrer latenten Unaufgeregtheit beziehen. Sie verhalten sich wie Wellen, die in Momenten den/die Hörerin mal intensiver erfassen, um sie in anderen Passagen sanft über weite Spannungsbögen mitzutragen.

„La justice, les filles et l´èternitè“ ist definitiv ein Album, das man wirken lassen muss, welches sich erst wirklich erschließt, öffnet man sich auch selbst dem Dargebotenen. Tut man dies und setzt sich mit den Stücken auseinander, erschließt sich ein spannendes und in dieser Art selten vorgebrachtes Klangkino.

(mt) 04.12.2012

Kommentare sind geschlossen.